Besuch im Rostocker Klärwerk

Besuch im Klärwerk

Grüntour am 30.04.2025 – Besuch im Rostocker Klärwerk

Am 30. April 2025 hatten wir die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Betriebsleiter das Klärwerk in Rostock zu besichtigen. Dabei konnten wir den Weg des Wassers vom Zufluss in die Anlage bis zur Rückführung in die Warnow nachvollziehen. Durch verschiedene mechanische, chemische und biologische Reinigungsprozesse wird das Abwasser so aufbereitet, dass es die gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschreitet.

Energiegewinnung vor Ort – Biogas und Blockheizkraftwerk

Ein besonderes Augenmerk lag auf der Energieversorgung des Klärwerks. Die bei der Abwasserbehandlung entstehenden Gase werden in einer Biogasanlage gesammelt und zur Energieerzeugung genutzt. Ein auf dem Gelände befindliches Blockheizkraftwerk kann dadurch nahezu den gesamten Strombedarf selbst decken und den Wärmebedarf sogar zu 100 % aus eigener Produktion abdecken.

Klärschlamm – Entsorgung und zukünftige Herausforderungen

Auch die Entsorgung des anfallenden Klärschlamms war Thema unseres Besuchs. Derzeit wird dieser größtenteils als Düngemittel auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Die Entsorgung erfolgt über einen externen Dienstleister, der den Schlamm im Rahmen der EU-weiten Ausschreibung übernimmt. Der Schlamm wird entsprechend der Klärschlammverordnung analysiert, zwischengelagert und je nach Kapazität entweder verbrannt oder ausgebracht.

Allerdings enthält Klärschlamm nicht nur wertvolle organische Stoffe, sondern auch problematische Rückstände wie Schwermetalle, Arzneimittelreste und Mikroplastik. Deshalb sehen wir die landwirtschaftliche Nutzung kritisch. Gesetzliche Änderungen führen bereits zu Einschränkungen dieser Praxis und erhöhen den Druck, alternative Entsorgungswege zu finden.

Phosphorrückgewinnung – Blick in die Zukunft

Ab dem Jahr 2029 schreibt die Klärschlammverordnung die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm vor. Dieser Schritt soll dazu beitragen, den lebenswichtigen Nährstoff nachhaltig für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Noch ist jedoch unklar, ob die geplante Klärschlammverwertungsanlage in Bramow, die thermische Verwertung mit Wärmenutzung verbinden würde, tatsächlich gebaut wird.

Mikroplastik – Ein unsichtbares Problem

Auch das Thema Mikroplastik stand auf unserer Agenda. Gerade durch den Abrieb von Autoreifen gelangen erhebliche Mengen Mikroplastik über das Regenwasser in die Umwelt und somit auch in Kläranlagen. Laut Nordwasser wird durch die komplexe Technologie der Rostocker Anlage ein Großteil davon erfolgreich zurückgehalten. Dennoch setzen wir uns auf allen Ebenen für eine Vermeidung von Plastik ein – denn am effektivsten ist es, wenn Mikroplastik gar nicht erst entsteht.

Zukunftsprojekt Abwasserwärmepumpe

Ein zukunftsweisendes Projekt entsteht ebenfalls direkt auf dem Gelände des Klärwerks: Eine Abwasserwärmepumpe der Stadtwerke Rostock soll ab 2028 in Betrieb gehen. Sie nutzt die im Abwasser enthaltene Restwärme und kann damit rund 10 % des Rostocker Fernwärmebedarfs decken – ein wichtiger Beitrag zur Energiewende auf kommunaler Ebene.

Fazit

Unser Besuch im Rostocker Klärwerk war informativ und zukunftsorientiert. Wir konnten einen umfassenden Einblick in die Prozesse der Abwasserreinigung gewinnen, haben innovative Projekte kennengelernt, aber auch bestehende Herausforderungen wie Klärschlammverwertung und Mikroplastik thematisiert.

Wir bedanken uns herzlich bei der Nordwasser GmbH für die Möglichkeit der Besichtigung und das offene Gespräch.